Arbeitsgemeinschaft für Entwicklung und Humanitäre Hilfe
Nachlese
In Österreich beobachten wir eine zunehmende Annäherung zwischen Sozialunternehmertum und Entwicklungszusammenarbeit. Zum einen werden immer mehr entwicklungspolitische NRO sozialunternehmerisch tätig, zum anderen sind in den vergangenen Jahren zahlreiche Programme entstanden, die Sozialunternehmer*innen fördern, die mit ihren Innovationen auf Herausforderungen in Ländern des Globalen Südens reagieren.
Auf Einladung der AG Globale Verantwortung tauschten sich die wichtigsten österreichischen Stakeholder an der Schnittstelle zwischen Entwicklungszusammenarbeit und Sozialunternehmertum am 12. Oktober 2021 bei einem Round Table aus. Mit dabei waren Vertreter*innen von ADA Wirtschaft & Entwicklung, Ashoka, AustrianStartups, Impact Hub, INiTS, Österreichische Entwicklungsbank, Österreichisches Rotes Kreuz, respACT sowie die Wirtschaftskammer Österreich.
Wie Entwicklungsakteur*innen Sozialunternehmertum fördern
In einer einleitenden Keynote unterschied Georg Schön von Ashoka drei Wege, wie die Entwicklungszusammenarbeit soziale Innovation und soziales Unternehmertum unterstütze. Der klassische Weg fördere Sozialunternehmen mittels Inkubatoren, Acceleratoren und ähnlichen Programmen. Der systemische Weg fokussiere auf den Aufbau von Märkten und Rahmenbedingungen um soziale Innovationen zu ermöglichen. Der akteursorientierte Weg bemühe sich darum, etablierte Akteur*innen, die potentiell eine große Hebelwirkung haben (z.B. Regierungen, Medien, etc.), als Unterstützer*innen für soziale Innovation zu gewinnen. Die direkte Unterstützung von Sozialunternehmen über den klassischen Weg sei zwar wichtig, es brauche jedoch vermehrt entwicklungspolitische Programme, die auf den Aufbau nachhaltiger Strukturen und Märkte für soziale Innovationen abzielen.
Mit circle17, Validate.global, REDpreneur und dem Ashoka Visionary Program Ostafrika gibt es in Österreich mittlerweile einige Programme, die – dem klassischen Weg entsprechend – Sozialunternehmer*innen direkt unterstützen, ihre innovativen Ideen (weiter) zu entwickeln, sie mit geeigneten Partner*innen zusammenbringen oder ihnen beim Markteintritt helfen. Zum Teil haben diese Programme auch den Anspruch, die lokalen Rahmenbedingungen und Strukturen für soziale Innovationen zu verbessern. Das gilt insbesondere für das Ashoka Visionary Program Ostafrika, dass unter anderem eine changemaker map zur Analyse des lokalen Ökosystems in Ostafrika erstellt hat und nun an einer gemeinsamen Vision für die sozialunternehmerische Bewegung in Ostafrika arbeitet.
Erfolgsfaktor: Anpassung an den lokalen Kontext
Entscheidend für den Erfolg sozialer Innovationen auf lokalen Märkten in Ländern des Globalen Südens ist, dass sie an den lokalen Kontext angepasst werden und die Bedürfnisse der lokalen Bevölkerung berücksichtigen. Beim Round Table wiesen die Vertreter*innen aller vier Programme darauf hin, welche Anstrengungen sie unternehmen, um diese Anpassung sicherzustellen. So kooperiert Validate.global eng mit den lokalen Impact Hubs in den Zielregionen des Programms und stellt allen Teilnehmer*innen lokale Businesscoaches zur Seite. REDpreneur vernetzt Sozialunternehmer*innen mit lokalen Rotkreuzorganisationen in der jeweiligen Zielregion. Circle17 bringt seine Teilnehmer*innen beim Impacthon und anschließenden Matchmaking mit Menschen aus den unterschiedlichsten Kontexten und Regionen zusammen. Das Ashoka Visionary Program Ostafrika wiederum findet zur Gänze in Ostafrika statt, wird vom lokalen Ashoka Büro umgesetzt und von Ashoka Österreich nur bei technischen Fragen unterstützt.
Erfolgsfaktor: Zusammenarbeit mit NRO
Die Teilnehmer*innen betonten den Wert einer Zusammenarbeit mit österreichischen und lokalen Nichtregierungsorganisationen (NRO) für den Erfolg der Programme. Zum Teil werden die Programme überhaupt von oder in Kooperation mit NRO umgesetzt (REDpreneur als Initiative des Österreichischen Roten Kreuzes, Ashoka Visionary Program als Kooperation von Ashoka und CARE Österreich), zum Teil werden NRO punktuell einbezogen, etwa als Challenge Lead oder Mentoren. Gleichzeitig werden österreichische NRO zunehmend selbst sozialunternehmerisch tätig.
Breite Unterstützung für soziale Innovationen in Österreich
Gemeinsam ist allen vier Programmen, dass sie vom Referat Wirtschaft & Entwicklung der Austrian Development Agency (ADA) unterstützt werden. Die ADA kommt zunehmend davon ab, individuelle Geschäftsmodelle (Stichwort: Wirtschaftspartnerschaften) zu fördern, und sieht stattdessen viel Potential darin, den Aufbau von Ökosystemen zur Förderung sozialer Innovationen zu unterstützen und erfolgreiche Modelle zu skalieren. Dabei kommt auch die Österreichische Entwicklungsbank (OeEB) ins Spiel, die im Rahmen der relativ jungen African-Austrian SME Investment Facility österreichischen Unternehmen Risikokapital für den Eintritt in afrikanische Märkte zur Verfügung stellt. Davon profitieren auch Sozialunternehmen mit innovativen, skalierbaren Ideen. Unterstützt werden österreichische Unternehmen mit Lösungen für Märkte im Globalen Süden auch von der Wirtschaftskammer Österreich (WKO), etwa mittels zahlreicher Vernetzungsangebote im In- und Ausland, im Rahmen von Innovation Challenges sowie Co-Creation Workshops, die regelmäßig in Kooperation mit der AG Globale Verantwortung angeboten werden.
(ir)
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