© Sustainable Development Report 2024

Der Sustainable Development Report des UN Sustainable Development Solutions Network (SDSN) untersucht jedes Jahr die weltweite Umsetzung der Agenda 2030 und ihrer Ziele für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals, SDGs), zu der sich die 193 UN-Mitgliedstaaten im Jahr 2015 verpflichtet haben.  

Kernaussagen des Berichts 

Der diesjährige Bericht hebt fünf Schlüsselergebnisse hervor: 

  1. Im weltweiten Durchschnitt sind nur 16% der SDGs auf dem Weg, bis 2030 erreicht zu werden. 2023 rechnete das SDSN noch mit 18%.
  • Bei den übrigen 84% sind nur begrenzte Fortschritte oder sogar Rückschritte zu verzeichnen. 
  • Global betrachtet stagniert die Umsetzung seit Beginn der COVID-19-Pandemie im Jahr 2020, insbesondere von SDG 2 (kein Hunger), SDG 11 (nachhaltige Städte und Gemeinden), SDG 14 (Leben unter Wasser), SDG 15 (Leben auf dem Land) und SDG 16 (Frieden, Gerechtigkeit und starke Institutionen).
  1. Es gibt erhebliche Unterschiede, mit welchem Tempo Länder die SDGs verwirklichen.
  • Die Länder des Globalen Nordens führen den SDG-Index des Berichts weiterhin an: Finnland steht an erster Stelle, gefolgt von Schweden, Dänemark, Deutschland und Frankreich. Österreich ist vom fünften auf den sechsten Platz gerutscht.  
  • BRICS-Länder – mit Ost- und Südasien an der Spitze – haben erhebliche Fortschritte gemacht, doch hat sich insgesamt die Kluft zu den ärmsten und am stärksten gefährdeten Ländern seit 2015 vergrößert. 
  • Wie in den Vorjahren führen die europäischen Länder, insbesondere die nordischen Länder, den SDG-Index 2024 an. 
  1. Nachhaltige Entwicklung ist und bleibt eine langfristige Investitionsherausforderung. Die Reform der globalen Finanzarchitektur ist dringender denn je. 
  • Länder mit niedrigem und mittlerem Einkommen brauchen Zugang zu bezahlbarem, langfristigem Kapital, um die SDGs zu erreichen. Hierzu skizziert der Bericht fünf Strategien zu einer Reform der globalen Finanzarchitektur (siehe unten).  
  1. Fokus: Globale Herausforderungen erfordern globale Zusammenarbeit. 
  • Mit Blick auf SDG 17 (Partnerschaften zur Erreichung der Ziele) führt das SDSN einen neuen Index zur Unterstützung des UN-Multilateralismus ein, der Länder nach ihrem Engagement im UN-System bewertet. Die fünf Länder mit dem stärksten Engagement sind Barbados (Platz 1), Antigua und Barbuda (2), Uruguay (3), Mauritius (4) und die Malediven (5).  
  • Demgegenüber stehen die Vereinigten Staaten (193), Somalia (192), Südsudan (191), Israel (190) und die Demokratische Republik Korea (189) mit den niedrigsten Plätzen in diesem Index.  
  • Österreich ist hier auf Platz 58 (siehe Seite 34 des Berichts).
  1. Fokus: Die Unterziele zu Nahrungsmittel- und Landsystemen (SDG 2, kein Hnger) sind besonders unzureichend erfüllt. 
  • Im Jahr 2030 werden weltweit immer noch 600 Mio. Menschen hungern, während gleichzeitig die Adipositas-Rate steigt und die Treibhausgas-Emissionen aus Land- und Forstwirtschaft und anderer Landnutzung fast ein Viertel der jährlichen globalen Treibhausgas-Emissionen ausmachen werden. 

Österreichs Abschneiden im Jahr 2024

Länderprofil von Österreich. © Sustainable Development Report 2024
Je dunkler ein Land eingefärbt ist, desto erfolgreicher ist es bei der Erreichung der SDGs. © Sustainable Development Report 2024

Österreich liegt im diesjährigen SDG-Ranking mit 82,5 von 100 Punkten auf Platz 6 von 167. Im vorherigen Jahr lag das Land mit 82,28 Punkten auf dem fünften Platz und sowohl SDG 1 (keine Armut) als auch SDG 7 (bezahlbare und saubere Energie) galten als erreicht. 2024 gilt nur noch SDG 1 als erfüllt.

Am schlechtesten schneidet Österreich erneut beim Erreichen von SDG 12 (verantwortungsvolle Konsum- und Produktionsmuster) und SDG 13 (Maßnahmen zum Klimaschutz) ab. Bei den Zielen für hochwertige Bildung (SDG 4) sowie für menschenwürdige Arbeit und Produktionsmuster (SDG 8) verzeichnet Österreich seit letztem Jahr Rückschritte, kein Hunger (SDG 2) und Leben am Land (SDG 15) stagnieren.

Je heller ein Land gefärbt ist, für umso mehr negative Spillover-Effekte ist es verantwortlich. © Sustainable Development Report 2024

Zusätzlich betrachtet das Spillover-Ranking, welche positiven und negativen Auswirkungen beispielsweise die Handels-, Steuer- und Investitionspolitik von Ländern auf die nachhaltige Entwicklung anderer Länder haben. Österreich ist in diesem Ranking von Platz 152 auf Platz 151 vorgerutscht und erreicht 60,04 von 100 Punkten. Österreich verursacht also viel mehr negative als positive Spillover-Effekte. Zu diesen zählen beispielsweise unfaire Handelsbeziehungen, die Ausbeutung von Arbeitskräften und Ressourcen in Ländern des Globalen Südens, der Export umweltschädlicher Technologien und Produkte oder der Zugang zu unfairen Finanzierungsmechanismen und Technologien.

Generell erzeugen wohlhabende Länder mehr negative internationale Spillover-Effekte als ärmere. Der Durchschnitt der OECD-Länder liegt bei 69,9, am besten schneiden Länder in Subsahara-Afrika ab.

Empfehlungen der Autor*innen für den Summit of the Future

Der UN-Zukunftsgipfel am 22. und 23. September 2024 in New York hat zum Ziel, die internationalen Anstrengungen zur Umsetzung der Agenda 2030 zu beschleunigen. Zu diesem Anlass richten die Autor*innen des Sustainable Development Report folgende Empfehlungen an die Regierungschefs der UN-Mitgliedstaaten, um weiterhin auf bestehende sowie neue soziale, ökologische und ökonomische Herausforderungen und Chancen reagieren zu können. 

  1. Die Agenda 2030 und ihre 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung sollen Kernstück der globalen Zusammenarbeit bis 2050 bleiben. 
  1. Die Agenda 2030 soll angemessen finanziert werden. 
  1. Die Länder und Regionen sollen mittelfristige Strategien für eine nachhaltige Entwicklung erarbeiten. 
  1. Der Grundsatz der Nichteinmischung soll verstärkt und erweitert werden. Sich in die inneren Angelegenheiten eines anderen Staates zum Beispiel durch einen Krieg oder eine militärische Intervention einzumischen, verstößt gegen die UN-Charta.  
  1. Der UN-Sicherheitsrat und andere UN-Organisationen sollen gestärkt werden, um den Frieden und die Sicherheit der Mitgliedsstaaten zu schützen. 
  1. Die Atommächte sollen sich wieder auf den Prozess der nuklearen Abrüstung besinnen. 
  1. Zur Stärkung des UN-basierten Multilateralismus soll eine systematische Überwachung implementiert werden. Das SDSN hat hierzu einen neuen Index entwickelt.  
  1. Die Welt erlebt beispiellose Entwicklungen durch fortgeschrittene Technologien in unterschiedlichen Anwendungsbereichen, etwa Künstliche Intelligenz, Nuklearwaffen, in der Biotechnologie oder im Geoengineering. Diese bergen Risiken wie Überwachung, Cyber-Kriege und Umweltveränderungen. Die UN-Generalversammlung ist daher dringend gefordert, globale Überwachungsprozesse für die verschiedenen Technologien einzurichten und die zuständigen UN-Agenturen zu beauftragen, jährlich über diese Entwicklungen und ihr Bedrohungspotenzial zu berichten. 
  1. Der Zugang zu wichtigen Technologien soll für alle Regionen sichergestellt werden. 
  1. Der Zugang zu Forschung und Entwicklungskapazitäten sowie -plattformen, vor allem für Wissenschafter*innen aus ärmeren Regionen und Ländern, soll sichergestellt werden. 
  1. Das Unterziel 4.7 soll gestärkt und eine universelle, wertebasierte Bildung für nachhaltige Entwicklung und Weltbürgerschaft gefördert werden. 
  1. Die UNO soll eine parlamentarische Versammlung einrichten, um die Vertretung der Völker innerhalb der UNO zu stärken. 
  1. Ein Rat der Jugend und der zukünftigen Generationen soll gegründet werden. 
  1. Weitere UN-Unterorgane, wie ein Rat der indigenen Völker, der die weltweit rund 400 Mio. indigenen Menschen vertritt, sollen eingerichtet werden.
  1. Der UN-Sicherheitsrat soll hinsichtlich seiner Zusammensetzung und seiner Befugnisse reformiert werden, um beispielsweise den übermäßigen Gebrauch des Vetorechts zu vermeiden und die Mittel zur Friedenssicherung zu erhöhen.

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(pk/ab/hh)