Arbeitsgemeinschaft für Entwicklung und Humanitäre Hilfe
Globale Stimmen für Menschenrechte
Ein friedliches und sicheres Zuhause zu haben, ist ein Grundbedürfnis und ein Menschenrecht. Laut des UN-Pakts über Wirtschaftliche, Soziale und Kulturelle Rechte bedeutet das Recht auf Wohnen unter anderem, eine leistbare, (kulturell) angemessene und gesicherte Unterkunft zu haben, ohne zu befürchten, vertrieben zu werden. Auch ein Zugang zu Wasser und Energie sowie zu Schulen und Arbeitsplätzen[1] zählen zu so einer Unterkunft.
Allerdings verfügen mehr als 1,8 Mrd. Menschen weltweit nicht über angemessenen Wohnraum. Jedes Jahr werden 2 Mio. Menschen zwangsgeräumt und etwa 150 Mio. Menschen sind obdachlos.[2] Angehörige häufig diskriminierter Bevölkerungsgruppen wie Migrant*innen und Menschen mit Behinderungen sind in dieser Hinsicht besonders gefährdet. Haben Menschen keinen Wohnraum, werden sie auch häufig in ihren weiteren Rechten beschnitten, zum Beispiel in ihrem Recht auf Bildung und Arbeit. In vielen Ländern des Globalen Südens gefährden außerdem bewaffnete Konflikte, die Folgen der Klimaerhitzung, Infrastrukturprojekte, Mega-Sportevents sowie Spekulationen am Immobilienmarkt das Recht auf angemessenes Wohnen.
Geeignete staatliche wie kommunale Maßnahmen und Programme,[3] wie sie zum Beispiel SDG 11 (nachhaltige Städte und Gemeinden) empfiehlt, sind der Schlüssel, um das Recht auf Wohnen gewährleisten zu können. Die Umsetzung dieses Rechts ist wiederum eine wesentliche Voraussetzung, um beispielsweise SDG 1 (keine Armut) zu erreichen.
War Obdachlosigkeit schon zuvor ein großes Problem in Nordmazedonien, verstärkte es die COVID-19-Pandemie zusätzlich. Die Regierung finanziert in der Hauptstadt Skopje nur ein einziges Obdachlosenheim und setzt aufgrund mangelnder Ressourcen keine ausreichenden Maßnahmen, um obdachlose Menschen in die Gesellschaft zu reintegrieren. Auch angemessene Sozial- und Arbeitsmarktdienste fehlen. Geschlechtsspezifische Herausforderungen obdachloser Frauen finden auf staatlicher Ebene kaum Beachtung, obgleich Nordmazedonien ein nationales Gesetz zum Gewaltschutz verabschiedet hat. Die Rechte obdachloser Menschen – zum Beispiel auf Wohnen, Gesundheit und Arbeit – werden daher auf mehreren Ebenen nicht ausreichend gewährleistet.
Vor diesem Hintergrund versorgt das Rote Kreuz seit 2008 rund 160 obdachlose Menschen im Obdachlosenheim Momin Potok in Skopje. Sie können sich beispielsweise ärztlich untersuchen lassen und erhalten Essen, Kleidung und einen Schlafplatz. Seit 2022 lernen die Klient*innen von Momin Potok aber auch in Empowerment-Workshops über ihre Rechte und Möglichkeiten, diese in Anspruch zu nehmen, beispielsweise in Zusammenhang mit einer angemessenen Gesundheitsversorgung. Sie können Trainings, psychosoziale Unterstützung und weitere Aktivitäten nutzen, die ihre emotionalen und sozialen Fähigkeiten stärken und sie auf ihre Reintegration am Arbeitsmarkt vorbereiten – ein wichtiger Schritt, um sich wieder eine Wohnung leisten zu können. Obdachlose Frauen lernen zudem über Frauengesundheit, etwa wie sie sich vor sexueller sowie geschlechtsspezifischer Gewalt schützen und wo sie nach Gewalterfahrungen Unterstützung finden.
Darüber hinaus tauscht sich das Rote Kreuz laufend mit den zuständigen Ministerien über Arbeits-, Sozial- und Gesundheitspolitik, mit der Arbeitsagentur sowie weiteren Institutionen aus. All diese Maßnahmen tragen dazu bei, das Recht obdachloser Menschen auf einen angemessenen Lebensstandard in Nordmazedonien zu stärken und ihre Chancen auf ein selbstständiges Leben zu verbessern.
Partner*innen: Rotes Kreuz der Republik Nordmazedonien und der Stadt Skopje
Ko-finanziert durch: Stadt Wien
[1],[3] OHCHR: The human right to adequate housing
[2] UN Habitat: Housing Rights