„Nun gilt es, auch die Entwicklungszusammenarbeit mit weiteren Mitteln auszustatten, (…) Dadurch kann die Ernährungssicherheit maßgeblich steigen und in weiterer Folge die Gesundheit und der Wohlstand der Menschen. Weil das in unser aller Sinne ist, appellieren wir an die Regierung, die Mittel der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit bis 2027 abzusichern, und zwar mit zusätzlichen 25 Mio. Euro jährlich. Menschen, deren Lebensbedingungen sich schlagartig weiter zuspitzen können, erhalten damit langfristige und präventive Unterstützung.“

Lukas Wank, Geschäftsführer der AG Globale Verantwortung
Agrarexpert*innen Elizabeth Nsimadala (l.) und Million Belay (r.) diskutierten mit Moderatorin Margarita Langthaler (ÖFSE) beim SDG Dialogforum Österreichs 3.0 über Ernährungssicherheit. Weitere Fotos sind unten verlinkt. © Globale Verantwortung

„Es ist vor allem die globale Krisenspirale aus Konflikten und Kriegen, Klimakrise und Gesundheitskrisen, die den Hunger und die Armut auf der Welt anheizt. Bis zu 783 Mio. Menschen haben zu wenig zu essen – mehr Menschen, als in Europa leben. Wohlhabende Staaten wie Österreich sind dazu aufgerufen, ihre Mittel für akute Nahrungsmittelhilfe und langfristige Programme, die unter anderem die Ernährungssicherheit im Globalen Süden nachhaltig stärken, zu erhöhen. Das gilt es auch für die drohende humanitäre Katastrophe im Nahen Osten zu berücksichtigen“, appelliert Lukas Wank, Geschäftsführer der AG Globale Verantwortung, am Welttag der Ernährung, auf den morgen der Weltarmutstag folgt.

Expert*innen aus Globalem Süden betonten bei SDG Dialogforum notwendige Ernährungssicherheit

Welche kurz- sowie langfristigen Maßnahmen es brauche, um die Nahrungsmittelversorgung armer Menschen zu verbessern, wissen Expert*innen aus betroffenen Ländern: Bei einer Diskussion des heurigen SDG Dialogforums Österreichs, das am 12. Oktober zu Ende ging, verwies der äthiopische Agrarökologe Million Belay darauf, dass der internationale kommerzielle Landwirtschafts- und Nahrungsmittelsektor die Ernährungssicherheit im Globalen Süden in Bedrängnis bringe.

„Das Narrativ, dass kleinbäuerliche Anbaumethoden rückständig seien und es gentechnisch modifiziertes Saatgut, künstlichen Dünger und Pestizide brauche, lässt eines völlig außer Acht: Nicht höhere Erträge machen notwendigerweise satt, sondern gesundes und nahrhaftes Essen, das der Ernährungsweise der Menschen entspricht und die Umwelt wie auch Biodiversität schont. Zudem macht es die Schuldenkrise vielen Staaten unmöglich, selbstständig auf Katastrophen zu reagieren, geschweige denn, präventive Maßnahmen zu setzen“, erklärte der Koordinator der Alliance for Food Sovereignty in Africa, der unter anderem auch Mitglied des International Panel of Experts on Sustainable Food Systems ist.

Elizabeth Nsimadala erlebe klimabedingte Naturkatastrophen in bisher unbekanntem Ausmaß. Die Kleinbäuerin aus Uganda ist Präsidentin der Eastern Africa Farmers‘ Federation, Direktorin für Frauenfragen der Pan Africa Farmers‘ Organization sowie Afrika-Vertreterin im Vorstand der World Farmers‘ Organisation. „Aufgrund der Dürre verlor ich zwischen April und August 80% meiner Setzlinge, neues Saatgut ist extrem teuer und schwer zu bekommen. Die Kosten für Dünger haben sich seit dem Krieg gegen die Ukraine verdoppelt. Für Frauen in afrikanischen Ländern ist die Situation besonders fatal, denn sie stemmen 60% der Landwirtschaft, sind aber weitgehend von Entscheidungen ausgeschlossen.“ 

AG Globale Verantwortung: Regierung ist gefragt, zusätzliche bilaterale Mittel zu beschließen

Es brauche daher dringend mehr bilaterale Investitionen in eine widerstandsfähige Ernährungssicherheit, sind sich die Agrarexpert*innen einig. Unter anderem auch, weil Großinstrumente wie der Green Climate Fund für Kleinbäuer*innen oftmals nicht zugänglich seien. „Wir begrüßen, dass der Auslandskatastrophenfonds für akute Nothilfemaßnahmen im Vorjahr ein Rekordniveau von 105 Mio. Euro erreichte. Dieses gilt es zu halten. Und auch die gestiegene Unterstützung des Landwirtschaftsministeriums für das World Food Programme, die 2023 bis 2025 jährlich 19 Mio. Euro beträgt, ist ein wichtiger Schritt“, wendet sich Lukas Wank an die österreichische Bundesregierung, die am 18. Oktober die Budgetrede des Finanzministers erwartet.

„Nun gilt es, auch die Entwicklungszusammenarbeit mit weiteren Mitteln auszustatten, die beispielsweise maßgeblich zu Geschlechtergerechtigkeit, Wissenstransfer und einer nachhaltigen Landwirtschaft beiträgt. Dadurch kann die Ernährungssicherheit maßgeblich steigen und in weiterer Folge die Gesundheit und der Wohlstand der Menschen. Weil das in unser aller Sinne ist, appellieren wir an die Regierung, die Mittel der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit bis 2027 abzusichern, und zwar mit zusätzlichen 25 Mio. Euro jährlich. Menschen, deren Lebensbedingungen sich schlagartig weiter zuspitzen können, erhalten damit langfristige und präventive Unterstützung“, schließt Wank.


Link

Fotos der Stakeholder-Diskussion (11.10.2023): Reflexionspool „Resilienz in der Ernährungssicherheit im Globalen Süden“

(hh)