Arbeitsgemeinschaft für Entwicklung und Humanitäre Hilfe
Presseaussendung
Diakonie, Dreikönigsaktion, Globale Verantwortung und World Vision appellieren zu Welternährungs- und Weltarmutstag an Parteien, die Welt im Blick zu behalten und die globalen Krisen entschlossen anzupacken
„Im Nationalratswahlkampf haben globale Krisen wie Hunger, Armut und Klimakrise kaum eine Rolle gespielt. Die Parteien fokussierten auf Themen wie Migration und Teuerung als nationale Herausforderungen, ohne deren globale Zusammenhänge zu benennen. Doch lassen sich globale Krisen nur durch Dialogführung und internationale Zusammenarbeit lösen“, erklärt Lukas Wank, Geschäftsführer der AG Globale Verantwortung, am Welternährungstag, auf den morgen der Weltarmutstag folgt. So tragen Industriestaaten wie Österreich massiv zur Klimakrise bei, die insbesondere in ärmeren Ländern verheerende Dürreperioden und Überschwemmungen nach sich zieht und Ernte nach Ernte vernichtet. Werden Lebensmittel knapp und teuer, kann das insbesondere in fragilen Staaten ganze Gesellschaften destabilisieren und dazu führen, dass Menschen anderswo nach Sicherheit suchen.
Weltweit haben bis zu 757 Mio. Menschen nicht genug zu essen, über eine Milliarde gelten als multidimensional arm und laut einem aktuellen Weltbank-Bericht sind die 26 ärmsten Länder so hoch verschuldet wie seit 2006 nicht mehr. Die internationale Gemeinschaft ist weiter denn je von den Zielen kein Hunger und keine Armut der Agenda 2030 entfernt. „Die Klimakrise erschwert die Landwirtschaft in Ländern des Globalen Südens dramatisch. Frauen, Kinder, Menschen mit Behinderungen und alte Menschen leiden besonders daran. Zum einen müssen wir endlich konsequenten Klimaschutz betreiben, zum anderen den jetzt schon betroffenen Menschen im Globalen Süden zur Seite stehen“, fordert Sigrid Kickingereder, Geschäftsführerin der Katholischen Jungschar und ihrer Dreikönigsaktion.
Zudem hängt in immer mehr Weltregionen das Überleben der Menschen von Humanitärer Hilfe ab, deren Finanzierungsbedarf laut Vereinten Nationen aktuell nur zu 33% gedeckt ist. „Anhaltende Konflikte, Wirtschaftskrisen und der Klimawandel haben dazu geführt, dass in den vergangenen Jahren auch wieder deutlich mehr Kinder hungern und unter Mangelernährung leiden. So werden drei Millionen Mädchen im Säuglingsalter ihren fünften Geburtstag nicht erleben. Besonders gravierend ist die Situation in Krisengebieten, wie in Nahost oder dem Sudan. Humanitäre Hilfe muss vor allem dort die Kinder erreichen, um langfristige Folgen von Unterernährung zu verhindern. Dafür braucht es ausreichend Mittel“, erklärt Sebastian Corti, Geschäftsführer von World Vision Österreich.
Der Schlüssel einer wirksamen Entwicklungszusammenarbeit (EZA) und Humanitären Hilfe liegt allerdings in der Stärkung der lokalen Zivilgesellschaft, ergänzt Maria Katharina Moser, Direktorin von Diakonie und Brot für die Welt. „Um die Armut in den ärmsten Ländern des Globalen Südens zu bekämpfen, brauchen wir langfristige und lokal angepasste Lösungen, die die Klimaerhitzung mitbedenken. Eine neue Bundesregierung muss eine Koalition gegen Armut und Hunger und für eine starke Zivilgesellschaft bilden. Denn lokale Organisationen haben Hunger, Armut und Klimawandel gleichermaßen im Blick.“
Im Vorfeld der Koalitionsverhandlungen und des Bundesbudgets 2025 appelliert Lukas Wank daher an die Parteien, die Welt im Blick zu behalten und die Krisen entschlossen anzupacken: „Die nächste Bundesregierung ist gefordert, die Mittel für EZA, Humanitäre Hilfe und internationalen Klimaschutz deutlich zu erhöhen. Wir brauchen eine Politik, die das humanitäre Völkerrecht stärkt und die Zivilgesellschaft unterstützt. Entscheiden Sie sich gegen nationale Alleingänge, die eine weltweite nachhaltige Entwicklung behindern, und setzen Sie sich für eine gerechte, friedliche und stabile Weltordnung ein. Davon profitieren Menschen in armen Ländern genauso wie wir in Österreich und Europa.“
(hh)
Entwicklungspolitische Forderungen zur NR-Wahl 2024 (27.05.2024): Österreichs globale Verantwortung in einer vernetzten Welt