Portrait Herbert Berger
Herbert Berger © privat

Herbert Berger (geb. 1933 in Straß bei Krems) ließ sich 1959 zum Priester weihen und arbeitete als Kaplan und Religionslehrer, ehe er sich 1968 seinen Wunsch erfüllte, nach Lateinamerika zu gehen. Als Priester in einem Armenviertel der chilenischen Hauptstadt Santiago erfuhr er eine tiefgehende Politisierung: Das Elend, die Theologie der Befreiung und die Bewegung Christen für den Sozialismus, der er sich anschloss, prägten ihn nachhaltig. Auf die Aufbruchstimmung rund um die Wahl Salvador Allendes zum Präsidenten 1970 folgte Ende 1973 Augusto Pinochets blutiger Militärputsch. Bevor er das Land verlassen musste, verhalf Berger verfolgten ChilenInnen zum Botschaftsasyl. Für seinen Einsatz erhielt er 1995 den chilenischen Bernardo-O’Higgins-Orden.

Zurück in Österreich war Berger beim Meinungsforschungsinstitut IFES, für die SPÖ und das Karl-Renner-Institut als wissenschaftlicher Mitarbeiter sowie in der Arbeitsgemeinschaft Entwicklung und Politik (AGEP) tätig. Er war Mitbegründer und teilweise auch Vorsitzender der Chile-Solidaritätsfront, der Arbeitsgemeinschaft Christen für Chile, des Hilfskomitees für Nicaragua, des Nord-Süd-Instituts für Entwicklungszusammenarbeit und des Österreichischen Informationsdienstes für Entwicklungspolitik (ÖIE), der Vorläuferorganisation des Südwinds. Nachdem das Außenministerium 1988 dessen Förderungen zu streichen drohte, gründeten EZA-Organisationen den entwicklungspolitischen Dachverband AGEZ: Als Geschäftsführer konnte Berger institutionell viel bewegen und er blieb auch nach seiner Pensionierung 1998 ein wichtiger Akteur in der österreichischen Lateinamerika-Solidarität.

Seine politische und humanistische Gesinnung teilte Herbert Berger mit seiner Ehefrau Sigrun, die er seit Jugendjahren kannte. Seite an Seite arbeiteten sie in den Armenvierteln Santiagos, gemeinsam flüchteten sie nach dem Putsch. Nachdem Berger das Priesteramt in den 1980er Jahren zurückgelegt hatte, heirateten sie. Sigrun brachte sieben Kinder aus erster Ehe mit und Herbert Berger hatte in Chile seinen Sohn Marcelo adoptiert. Herbert Berger lebte internationale Solidarität, er kämpfte für Gerechtigkeit und konnte Menschen für seine Ideen gewinnen. Wir verlieren einen Humanisten, der das Seine zur Verbesserung der Welt geleistet hat.


Über die Autorin

Gundi Dick ist seit Jahrzehnten entwicklungs- und frauenpolitisch aktiv. Mit Herbert Berger verband sie eine langjährige Freundschaft und Zusammenarbeit, u.a. im AGEZ-Vorstand, im Südwind- Wien-Vorstand und als Co-Lehrende eines politikwissenschaftlichen Proseminars an der Universität Wien.