Arbeitsgemeinschaft für Entwicklung und Humanitäre Hilfe
(21.11.2011 – PA) Vom 29. November bis 1. Dezember 2011 findet das High Level Forum in Busan/Korea – die Nachfolgekonferenz von Paris und Accra – statt. „Nach den technokratischen Korrekturen der letzten Jahre ist es nun wichtig, die Entwicklungszusammenarbeit politisch neu zu positionieren. Dabei spielt die Zivilgesellschaft eine wesentliche demokratiepolitische Rolle“, betont Petra Navara, Geschäftsführerin der AG Globale Verantwortung.
Die Konferenz steht in direkter Nachfolge der Treffen in Paris (2005) und Accra (2008), die die internationale Debatte um Effizienz und Wirksamkeit in der Entwicklungszusammenarbeit bis heute entscheidend prägen. In Busan geht es einerseits darum, Bilanz zu ziehen über die Fortschritte der Umsetzung der Paris Declaration und des Accra Aktionsplans, dem sich Geber und Empfänger verpflichtet haben. Darüber hinaus soll die bisherige Wirksamkeitsagenda (aid effectiveness) verbreitert werden und auf die Veränderungen der internationalen EZA Rücksicht nehmen: Auf Geberseite kommen neue Player ins Spiel – etwa privatwirtschaftliche Unternehmen und Stiftungen, aber auch Schwellenländer wie Brasilien, China oder Indien. Daraus ergeben sich wiederum neue Kooperationsformen (Süd-Süd) und Finanzierungsmechanismen.
Nichtregierungsorganisationen aus aller Welt fordern eine maßgebliche Beteiligung der Zivilgesellschaft als eigenständige Akteure. Ihr Ziel ist die Überarbeitung der bisherigen Verpflichtungen auf der Grundlage des Prinzips der demokratischen Eigenverantwortung, der Stärkung der Menschenrechtsperspektive und der Bekämpfung der Ursachen von Armut. Dazu braucht es Demokratie fördernde Maßnahmen unter Berücksichtigung der Geschlechtergerechtigkeit und vor allem politischen Willen zur Umsetzung. Ob dieser in ausreichendem Maße vorhanden ist, wird von Seiten der NRO angezweifelt. Der aktuell vorliegende Vorentwurf zum Busan Outcome Document weist leider in eine entgegen gesetzte Richtung da stehen die Ökonomisierung der EZA, die Förderung des privatwirtschaftlichen Sektors und die Verfolgung von Eigeninteressen der Geberländer im Vordergrund, bedauert Navara.
Diesem Trend entspricht auch das seit Mitte November vorliegende Positionspapier der europäischen Außenminister. Die EU bekräftigt zwar ihre Absicht, die bestehenden Vereinbarungen nicht zu schwächen, lässt sich aber auf keine klaren Zielsetzungen ein. Im Gegenteil: sie strebt ein gemeinsames Abkommen aller Beteiligten an und setzt alles daran, die neuen emerging donors und privatwirtschaftliche Player mit ins Boot holen. Es bleibt zu befürchten, dass dies sowohl zu Lasten bereits bestehender wie auch angestrebter Prinzipien und Standards gehen wird.
Österreichs schließt sich dem Mainstream an und geht in weiten Teilen konform mit der der EU. Eine umfassende Reform der Entwicklungszusammenarbeit, von der die Ärmsten dieser Welt nachweislich in definierten Zeiträumen profitieren könnten, ist damit gefährdet, so Navara abschließend.
Link: Hintergrundinfo High Level Forum Busan
Link: Position der EU
Link: Forderungen der österreichischen NGO