Arbeitsgemeinschaft für Entwicklung und Humanitäre Hilfe
(21.10.2009) Eine vor wenigen Tagen veröffentlichte Eurobarometer-Umfrage belegt es schwarz auf weiß: in ganz Europa gibt es eine breite Unterstützung der Bevölkerung für Entwicklungszusammenarbeit. Damit gibt es für die Regierungen – und auch für die österreichische Bundesregierung – eine Ausrede weniger für die schlechte Budgetierung von Entwicklung und Humanitärer Hilfe: die österreichische Bevölkerung trägt entsrpechende Maßnahmen mit.
Im Grunde sind es ermutigende Ergebnisse, die die EU-weite Umfrage „Development Aid in Times of Economic Turmoil“ (durchgeführt im Mai/ Juni 2009, veröffentlicht vor wenigen Tagen) liefert: trotz Wirtschaftskrise beurteilen nach wie vor 88% der Befragten Hilfe für die Menschen in den Entwicklungsländern als wichtig. Ebenso sprechen sich EU-weit 78% und österreichweit immerhin 66% dafür aus, dass die bisher gegebenen Versprechen (Millenniumsziele: 0.7% des Bruttonationaleinkommens bis 2015 und als Etappe 0.51% bis 2010; in Österreich wurde 2008 gerade einmal 0.42% bereit gestellt, Tendenz sinkend) auf jeden Fall eingehalten werden, wenn nicht übertroffen werden sollen.
Als wichtigste Herausforderungen für die Menschen in den Ländern des Südens werden Armut (50%) und die Wirtschaftskrise (35%) gesehen. Österreich zeichnet sich dadurch aus, dass es ein überdurchschnittlich hohes Bewußtsein für die durch den Klimawandel verusachte Belastung auf der südlichen Erdhalbkugel gibt (17% im Vergleich zum EU-Schnitt von 8%).
Problematisch erscheint, dass die Millenniumsziele zwar kontinuierlich bekannter werden (2004: 12%, 2007: 18%), aber sechs Jahre vor dem Ablauf des Zieljahres 2015 noch immer erst einem knappen Viertel der Bevölkerung in der EU bekannt sind (24%). Österreich hebt sich hier wiederum erfreulich ab: deutlich mehr Menschen als in der übrigen EU können mit den MDGs etwas anfangen (32%) – ein klarer Erfolg der entwicklungspolitischen Bildungs- und Kommunikationsarbeit in Österreich, an der die österreichischen NRO (Nichtregierungsorganisationen) einen maßgeblichen Anteil haben. Eine weitere österreichische Besonderheit liegt in der Einschätzung, warum die reichen Länder Entwicklungshilfe leisten: während bei den EU-27 hauptsächlich Eigeninteresse vermutet wird (29% Eigeninteresse zwecks Absatzmärkte für Güter; 29% globale Stabilität, 22% weniger Migration), glauben die ÖsterreicherInnen auch an altruistische Motivation. Noch vor Migration und Stabilität wurde in Österreich „Um Bedürftigen zu helfen“ spontan genannt, und dies gleich von 32% der Befragten. Dies ist ein EU-Spitzenwert und (ein kleiner Hinweis für die politischen EntscheidungsträgerInnen…) könnte auch Ermutigung für die politische Arbeit hierzulande sein.
Wenig überraschend und daher „typisch österreichisch“ erscheint auch die Einstellung zu einem etwaigen Mehrwert von Entwicklungspolitik mit europäischer Perspektive: 28% der ÖsterreicherInnen konnten keinerlei Mehrwert erkennen, EU-weit liegt dieser Wert bei 18%.
Die Botschaft an die Regierungen im eigenen Land und an die EU ist jedenfalls klar: Entwicklungszusammenarbeit ist gerade in Zeiten der Wirtschaftskrise wichtig. Die Versprechen an die Entwicklungsländer sollen auf jeden Fall gehalten werden. Ein Viertel (EU-weit) bzw. ein Fünftel der Bevölkerung (österreichweit) wäre sogar dafür zu haben, die Hilfeleistungen über die bereits gegebenen Versprechen hinaus auszuweiten.