Arbeitsgemeinschaft für Entwicklung und Humanitäre Hilfe
Bericht
Die Covid-19-Pandemie hat die Erreichung der Agenda 2030 in einer Reihe von Bereichen erheblich beeinträchtigt und die Erfolge jahrzehntelanger Entwicklungsbemühungen zurückgeworfen. Der pandemiebedingte Wirtschaftsabschwung hat dazu geführt, dass im Jahr 2020 zwischen 119 und 124 Millionen Menschen mehr in die extreme Armut abrutschten. Umgerechnet 255 Millionen Vollzeitarbeitsplätze gingen verloren, und weitere 101 Millionen Kinder und Jugendliche fielen unter das Mindestniveau der Lesekompetenz. Es wird zudem geschätzt, dass zusätzlich bis zu 10 Millionen Mädchen im nächsten Jahrzehnt durch die Pandemie von Kinderheirat bedroht sein werden. Die zahlreichen fiskalischen Auswirkungen der Pandemie führen in vielen Ländern zudem zu einer kritischen Verschuldungsnotlage.
SDG 1 – Keine Armut
Die sich seit 2015 verlangsamenden Fortschritte bei der Armutsbekämpfung wurden durch COVID-19 weiter zurückgeworfen. Die weltweite Quote der extremen Armut stieg 2020 zum ersten Mal seit über 20 Jahren wieder an. Die dreifache Bedrohung bestehend aus COVID-19, Konflikten und dem Klimawandel macht das globale Ziel, die Armut bis 2030 zu beenden, unerreichbar, wenn nicht sofortige und substanzielle politische Maßnahmen ergriffen werden. 2020 lebten weltweit etwa 750 Millionen Menschen in extremer Armut. Es wird angenommen, dass es bis zum Jahr 2030 weiterhin noch etwa 600 Millionen Menschen sein. Die COVID 19-Krise hat gezeigt, wie wichtig die sozialen Absicherungssysteme für die Gesundheit der Menschen, den Erhalt ihrer Arbeitsplätze und ein ausreichendes Einkommen sind. Dennoch sind weltweit immer noch 4 Milliarden Menschen ohne jegliche soziale Absicherung.
SDG 2 – Kein Hunger
Schon vor der Pandemie stieg die Zahl der Menschen, die hungern und unter Ernährungsunsicherheit leiden, seit 2014 kontinuierlich an. Schätzungen zufolge waren 2019 weltweit fast 690 Millionen Menschen von Hunger betroffen, was 8,9 % der Weltbevölkerung entspricht. Geschätzte 25,9 % der Weltbevölkerung – etwa 2 Milliarden Menschen – waren 2019 von mäßiger oder schwerer Ernährungsunsicherheit betroffen, ein Anstieg von 22,4 % gegenüber 2015. Die COVID-19-Pandemie hat die Schwachstellen und Unzulänglichkeiten der globalen Ernährungssysteme aufgezeigt und das Ziel, den Hunger zu beenden, in weite Ferne rücken lassen. Durch die COVID-19-Krise könnten weitere 83 – 132 Millionen Menschen in chronischen Hunger abrutschen. Darüber hinaus haben Länder auf der ganzen Welt weiterhin mit verschiedenen Formen der Unterernährung zu kämpfen.
SDG 3 – Gesundheit & Wohlergehen
Vor der COVID-19-Pandemie waren in vielen Gesundheitsbereichen Fortschritte erzielt worden, darunter Verbesserung der Gesundheit von Müttern und Kindern, Erhöhung der Durchimpfungsrate und Reduzierung übertragbaren Krankheiten – wenn auch nicht schnell genug, um die SDG-3-Ziele bis 2030 zu erreichen. Die Pandemie hat jedoch zu einer Verlangsamung oder gar Umkehrung der erzielten Fortschritte geführt. Ein großes Problem stellen die weiterhin erheblichen Beeinträchtigungen und Unterbrechungen in der Gesundheitsversorgung dar. Zu den am stärksten betroffenen Gesundheitsdiensten gehören solche für psychische und neurologische Krankheiten, Drogenkonsum, vernachlässigte tropische Krankheiten, Tuberkulose, HIV und Hepatitis B und C, Krebsvorsorge, Leistungen für andere nicht übertragbare Krankheiten wie Bluthochdruck und Diabetes, zahnärztliche Notversorgung, Unterernährung, Impfungen und Malaria. Besonders betroffen sind zudem die Bereiche reproduktive Gesundheit sowie die Gesundheit von Müttern und Kindern.
SDG 4 – Hochwertige Bildung
Die Auswirkungen der COVID-19-Pandemie auf die Schulbildung sind laut UNO eine „Katastrophe für Generationen“. Schon vor der Pandemie wurden nur langsame und unzureichende Fortschritte erzielt, um die SDG-Bildungsziele zu erreichen. Die durch die Pandemie verursachten Schulschließungen hatten verheerende Folgen für das Lernen und Wohlergehen vieler Kinder weltweit. Hunderte von Millionen von Kindern und Jugendlichen sind in ihrer Bildung im Rückstand, was sich langfristige auswirken wird. Eineinhalb Jahre nach Beginn der Pandemie sind immer noch etliche Schüler weltweit von vollständigen oder teilweisen Schulschließungen betroffen. Für die am meisten benachteiligten Kinder und diejenigen, die nicht in der Lage sind, aus der Ferne zu lernen, besteht ein erhöhtes Risiko, nie wieder zur Schule zu gehen und sogar zu Kinderheirat oder Kinderarbeit gezwungen zu werden.
Der ganze Report ist hier zu finden.
Die Zusammenfassung des Berichts wurde von der Kerngruppe des Innovationspool 4 – Österreich im globalen Kontext – des SDG Dialogforums „Building forward better mit der Agenda 2030“ – Gemeinsam für eine nachhaltige Entwicklung nach COVID-19, angefertigt. Das SDG Dialogforum wird am 28. September 2021, 14:30–18:00 Uhr stattfinden. Eine Anmeldung ist hier möglich.