Arbeitsgemeinschaft für Entwicklung und Humanitäre Hilfe
Bericht
Im März 2020 veröffentlichte das nationale Statistikamt Statistik Austria erstmalig einen Bericht über die Umsetzung der Agenda 2030 und ihrer 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung in Österreich. Der Bericht basiert auf dem eigens erstellten nationalen Indikatorenset und gibt einen Einblick über den Status Quo der Erreichung der einzelnen Sustainable Development Goals (SDGs).
Um das Monitoring der globalen Zielvorgaben der UN Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung zu ermöglichen, wurden Indikatorensets auf nationaler, regionaler und UN-Ebene erstellt. Als unabhängiges Statistikinstitut spielt die Statistik Austria für die Messung der Zielerreichung eine zentrale Rolle. Im Juli 2020 präsentiert Österreich seinen ersten „Freiwilligen Nationalen Bericht zur Umsetzung der Nachhaltigen Entwicklungsziele“ (Voluntary National Review , VNR) im Rahmen des Hochrangigen Politischen Forums für Nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen. Der Bericht aus dem SDG-Indikatorenbericht der Statistik Austria fliesst in den österreichischen VNR 2020 ein.
Der Bericht orientiert sich an den einzelnen Unterzielen der SDGs und berücksichtigt die Vorgaben der Vereinten Nationen sowie des Europäischen Statistischen Systems. Die Indikatorenverfügbarkeit im nationalen SDG-Indikatorenset der Statistik Austria weist darauf hin, dass in Österreich zwar für 43% der Indikatoren Daten vorliegen, jedoch 34 Prozent davon als „nicht relevant“ oder „keine statistischen Daten im engeren Sinn“ eingestuft werden. Für rund 19 Prozent der Indikatoren sind gar keine Daten verfügbar. In Hinblick auf zukünftige Herausforderungen zur Umsetzung der Agenda 2030 und den 17 Zielen für nachhaltige Entwicklung hält der Bericht fest, dass die Indikatorensets zwar umfangreich, jedoch noch nicht vollständig sind.
Für Österreich spielt vor allem der Aspekt der fehlenden Daten auf nationaler Ebene eine Rolle. Laut Bericht gibt es derzeit für 41 von 244 UN-Indikatorenvorschlägen keine Daten aus Österreich. Konkrete Datenlücken bestehen etwa bei SDG 15 (Leben am Land), zu dem es hauptsächlich Daten zum Ökosystem Wald gibt. Für SDG 16 (Frieden, Gerechtigkeit und starke Institutionen) sind nur die Hälfte der Indikatoren verfügbar. Es fehlen insbesondere Daten zu Gewalt gegen Frauen und Kinder. Insgesamt fehlen bei den meisten Zielen ein bis drei Indikatoren.
Eine weitere Herausforderung betrifft die Disaggregationen von Indikatoren sowie die Darstellung von Daten. Hierzu fasst der Bericht zusammen: „Speziell wenn die Datenmenge durch Disaggregierungen weiter stark anwächst, sollte sie transparenter aufbereitet und verfügbar gemacht werden.“
Laut Statistik Austria, gilt SDG 1 „Armut in all ihren Formen und überall beenden“ in Österreich als weitestgehend erreicht. Allgemein hält der Bericht fest, dass sich Armut in den letzten Jahren verringert habe und bezieht sich auf Maßnahmen wie Mindestsicherung bzw. Arbeitslosengeld. Daraus folgt: „Nach diesen Indikatoren gibt es in Österreich wesentlich weniger Armut als im Durchschnitt der EU-Mitgliedsländer.“ Auch SDG 2 mit dem Ziel der Beendung von Hunger, könne weitgehend als erreicht eingestuft werden, so Statistik Austria. Ziel 3 „Ein Gesundes Leben für alle“ verzeichnet ebenfalls erfolgreiche/positive Trends zur Erreichung der Unterziele. Beispielsweise liegt ein abwärts Trend der Müttersterblichkeit und Sterblichkeit von Neugeborenen sowie der Selbstmordrate in den vergangenen Jahren vor. Allerdings stieg die Rate der alkoholbedingten Todesursachen in Österreich an. Bezüglich SDG 5 zur Geschlechtergleichstellung heißt es im Bericht: „Der Gender Pay Gap sank von 24,0 % (2010) auf 19,6 % (2018), liegt aber im EU‐28‐Vergleich (15,7 %) auf hohem Niveau.“ Nachhaltigen Konsum- und Produktionsmuster sicherzustellen (SDG 12), weist insgesamt auch positive Trends auf, allerdings nicht beim inländischen Materialverbrauch insgesamt. Auch hier fehlen teilweise wichtige Daten in Österreich. Die zahlreichen SDG-Indikatoren, die mit ihren Formulierungen wie z.B. „erheblich verringern“ oder „wesentlich erhöhen“ legen zwar konkrete Zielsetzungen fest, dennoch bieten sie einen breiten Spielraum der Deutung der Zielerreichung.
Um die Agenda 2030 mit ihren 17 Zielen für nachhaltige Entwicklung umzusetzen und somit ein umfassendes Monitoring zu ermöglichen, müssen wir uns weiterhin bemühen die Ziele in und durch Österreich zu realisieren. Hierzu braucht es vor allem die Sicherstellung fehlender Daten, eine transparente Darstellung und Analyse der Wirksamkeit.
Links:
Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung in Österreich – SDG‑Indikatorenbericht; Vorläufiger Bericht
Weitere Informationen zur Agenda 2030 und den 17 Zielen für nachhaltige Entwicklung
(sa)