Arbeitsgemeinschaft für Entwicklung und Humanitäre Hilfe
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Um Menschen weltweit besser vor Gesundheitsrisiken zu schützen, braucht es eine intensivere internationale Zusammenarbeit, vor allem auf lokaler Ebene. Das hat COVID-19 endgültig gezeigt. Interdisziplinäre Ansätze wie One Health, der gesunde Menschen, Tiere und Umwelt zum Ziel hat, sind längst vorhanden, und Nichtregierungsorganisationen verfügen über das nötige Know-how. Zeit, dass One Health auch in Österreichs Entwicklungspolitik eine größere Rolle spielt
„Mit gebündelten Kräften kann auch Österreich zu einer Welt beitragen, in der uns nicht eine globale Krise nach der anderen überrollt und unser aller Gesundheit gefährdet, sondern in der sich alle Menschen zu schützen und zu helfen wissen. Das ist in unser aller Interesse.“ Lukas Wank, Geschäftsführer der AG Globale Verantwortung
„Mit gebündelten Kräften kann auch Österreich zu einer Welt beitragen, in der uns nicht eine globale Krise nach der anderen überrollt und unser aller Gesundheit gefährdet, sondern in der sich alle Menschen zu schützen und zu helfen wissen. Das ist in unser aller Interesse.“
Die COVID-19-Pandemie hat die Vernetztheit und Risiken einer globalisierten Welt auf tragische Weise vor Augen geführt, allen voran in Bezug auf unsere Gesundheit. Sie hat unweigerlich klargemacht, dass es überall auf der Welt mehr Gesundheitsinfrastruktur sowie treffsichere Präventions- und Ersthilfemaßnahmen auf lokaler Ebene braucht, um Gesundheitsrisiken schnell Einhalt gebieten zu können, bevor sie zur globalen Bedrohung werden. Wollen Regierungen also klüger aus drei Jahren Pandemie hervorgehen, die Einwohner*innen ihrer Länder vor neuen Krankheiten schützen und für die derzeitige Krisenspirale gewappnet sein, ist es erforderlich, allen Menschen auf der Welt Zugang zu einer hochwertigen Gesundheitsversorgung zu ermöglichen. Das können sie allerdings nur mit intensiver internationaler Zusammenarbeit erreichen, auch jener Österreichs.
Zahlreiche Faktoren sind zu berücksichtigen, um weltweite Gesundheitssysteme krisenfest zu machen. So gehen etwa die zunehmende Nahrungsmittelknappheit aufgrund von Konflikten und anhaltender Wetterextreme, Umweltverschmutzung, schwindende Lebensräume, Infektionskrankheiten tierischen Ursprungs, aber auch Antibiotika-Resistenzen mit erheblichen Gesundheitsrisiken einher. Um diese verringern zu können, gründeten Weltgesundheitsorganisation (WHO), Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation (FAO), UN-Umweltprogramm (UNEP) und Weltorganisation für Tiergesundheit (WOAH) im Mai 2021 unter dem Schlagwort One Health ein interdisziplinäres Panel.[1]
Das österreichische Gesundheitsministerium verfolgt bereits den One-Health-Ansatz, der gesunde Menschen und Tiere sowie eine gesunde Umwelt zum Ziel hat. Das Dreijahresprogramm der österreichischen Entwicklungspolitik 2022 bis 2024 erwähnt den Ansatz ebenfalls. Insgesamt schöpft die Bundesregierung aber nicht sein volles Potenzial aus. Nach Vorbild des UN-Panels könnten zum Beispiel die Bundesministerien für Gesundheit, Klimaschutz und Landwirtschaft internationale Gesundheitsprogramme mit Fokus auf Prävention und Ersthilfe auf lokaler Ebene ermöglichen. Denn entsprechend ausgebildete und ausgestattete paramedizinische, pflegerische und veterinärmedizinische Gemeindearbeiter*innen können in abgeschiedenen Gemeinden sowie in schlecht zugänglichen Stadtteilen oder Notunterkünften rasch Hilfe leisten, vulnerable Menschen erreichen und ihre Widerstandsfähigkeit stärken.
Das nötige Know-how ist längst vorhanden: Im Sinne des dritten der 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung[2] der Agenda 2030 fördern unsere Mitgliedsorganisationen und ihre lokalen Partner mit zahlreichen Projekten[3] die Gesundheit und das Wohlergehen von Menschen in Ländern des Globalen Südens. Und sie bilden notwendiges Personal aus, wie etwa Tierärzte ohne Grenzen, eine Organisation mit Sitz an der Veterinärmedizinischen Universität Wien.
Ein Blick nach Deutschland[4] zeigt, wie diese ressortübergreifende, internationale Zusammenarbeit aussehen könnte. Die deutsche Regierung stellt jährlich 150 Mio. Euro für entwicklungspolitische Maßnahmen entlang des One-Health-Ansatzes in Partnerländern zur Verfügung. Schon mit einem Zehntel dessen könnte die österreichische Regierung in den Schwerpunktländern der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit zusätzlich über 300.000 Menschen den Zugang zu Gesundheitsversorgung ermöglichen. Etwa in Uganda, wo es schon seit 2018 einen One Health Strategic Plan gibt.[5]
„Mit gebündelten Kräften kann auch Österreich zu einer Welt beitragen, in der uns nicht eine globale Krise nach der anderen überrollt und unser aller Gesundheit gefährdet, sondern in der sich alle Menschen zu schützen und zu helfen wissen. Das ist in unser aller Interesse“, ruft Lukas Wank, Geschäftsführer der AG Globale Verantwortung, der österreichischen Regierung am heutigen Weltgesundheitstag in Erinnerung. Immerhin markiert der 7. April 2023 auch den 75. Gründungstag der WHO, deren Grundsatz lautet, allen Menschen auf der Welt den Zugang zu umfassender Gesundheitsversorgung zu ermöglichen.
(hh)
[1] WHO (o.D.): One Health High-Level Expert Panel (OHHLEP)
[2] SDG Watch Austria: SDG 3, Gesundheit und Wohlergehen
[3] AG Globale Verantwortung: Projektlandkarte
[4] Deutsches Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung: One Health
[5] Ministry of Health of the Republic of Uganda: Uganda One Health Strategic Plan 2018 – 2022