Arbeitsgemeinschaft für Entwicklung und Humanitäre Hilfe
Publikation
(22.02.2018 – Publikation) Während heute immer weniger Hilfe in den am wenigsten entwickelten Ländern ausgegeben wird, gibt die EU zunehmend Entwicklungsgelder zugunsten nationaler und außenpolitischer sowie sicherheitspolitischer Interessen aus. Ein neuer CONCORD-Bericht untersucht die Verwendung von EU-Entwicklungsgeldern zur Reaktion auf Sicherheitsbedrohungen und warnt die EU vor den negativen Auswirkungen auf eine nachhaltige Entwicklung.
Die Sicherheit der Geber steht im Vordergrund
CONCORD betont, dass man eine verstärkte Hilfe für den Aufbau von Frieden und Sicherheit nicht per se ablehnt. Wenn es sinnvoll ausgestaltet und an den Prioritäten der lokalen Gemeinschaften ausgerichtet ist, bietet es eine Chance, die Sicherheit in Entwicklungsländern zu verbessern. Die Erfahrung zeigt, dass dies vor allem durch eine Stärkung der zivilgesellschaftlichen Organisationen und durch das Schaffen eines politischen und rechtlichen Umfelds, in dem BürgerInnen Zugang zu Sicherheit und Gerechtigkeit einfordern können. Es zeigt sich aber, dass die politischen EntscheidungsträgerInnen in der EU eher reflexartig auf Bedrohungen für deren innere Sicherheit – man denke beispielsweise an Terroranschläge der Vergangenheit – reagieren und schnelle, wenig durchdachte und nur scheinbare Lösungen anbieten. Die Mittel werden dann vielmehr zur Verteidigung der „Festung Europas“ eingesetzt, als zur langfristigen Stärkung der Sicherheit in dem jeweiligen unsicheren Land. Dies ist nicht unbedingt ein neues Phänomen, aber die Kommunikation hat sich doch drastisch geändert. Die Entwicklungszusammenarbeit wird heute viel stärker mit Eigeninteressen legitimiert, das eigentliche Ziel der Armutsbekämpfung und die Interessen der betroffenen Bevölkerung rücken in den Hintergrund. Es ist die Aufgabe des Development Assistance Commitee (kurz DAC) hier klare Regeln aufzustellen, was wirklich als Entwicklungsgelder anzurechnen sein darf. Hier gibt es aufgrund von Aufweichungen in den Bestimmungen Bedenken der NGOs und CONCORD führt in der Broschüre auch aus, welch bedenklichen Änderungen sich mit den neuen Kriterien ergeben.
Beispiele wie EU-Geber Entwicklungsgelder als Werkzeug für ihre außen- und sicherheitspolitischen Ziele verwenden
CONCORD führt im Bericht drei konkrete Bereiche an, wo die angesprochenen Eigeninteressen im Vordergrund stehen:
Geopolitische Interessen wichtiger als Armutsbekämpfung?
Der Anstieg der gemeldeten Official Development Assistance (kurz ODA) für Konflikt, Frieden und Sicherheit (Conflict, peace and security, kurz CPS) hat das Wachstum aller Hilfsgelder übertroffen. Generell gebe es aber große Probleme bei der Transparenz der Gelder, hier müssten Datenlücken geschlossen werden. Die Zahlen zeigen aber, dass ein großer Teil der Gelder in jene Länder geht, die für die eigene Sicherheit der EU von Relevanz ist. Gleichzeitig sind die Gelder für die ärmsten Länder dieser Erde 2016 um 3,9 % gefallen. Das lässt darauf deuten, dass geopolitische Interessen mehr wiegen als Armutsbekämpfung.
Empfehlungen
CONCORD gibt letztlich auch einige Empfehlungen an die Geber ab:
Link zum Paper
(wm)