Laut dem Oxfam-Bericht Takers not makers: The unjust poverty and unearned wealth of colonialism wuchs 2024 das Vermögen der Milliardär*innen in der EU um 138 Milliarden Euro auf insgesamt auf 2,2 Billionen Euro an. Das entspricht einem Zuwachs von fast 400 Millionen Euro pro Tag. Jede Woche kam ein*e Milliardär*in hinzu, Ende 2024 gab es insgesamt 440 Milliardär*innen in der EU. Aber nicht nur die Milliardärsmacht steigt exorbitant: Oxfam erwartet, dass es innerhalb der nächsten zehn Jahre weltweit fünf Billionär*innen geben wird.

Menschen demonstrieren mit Schildern "Tax the rich"
© Oxfam

Takers, not makers

Der Bericht macht deutlich, dass Superreiche ihr Vermögen in der Regel nicht selbst erarbeiten. Weltweit stammt der Reichtum von Milliardär*innen zu 60% aus Erbschaften, Monopolen und Vetternwirtschaft, in der EU sind 69% des Milliardärsvermögens geerbt.

Koloniale Kontinuitäten heizen Milliardärsmacht an

Darüber hinaus bietet der Bericht einen Überblick über den historischen und modernen Kolonialismus und seine Auswirkungen auf bestehende Ungleichheiten (Kapitel 2 und 3). Diese weden beispielsweise durch Extraktivismus befeuert (Kapitel 4). Oxfam hält fest, dass koloniale Systeme den Globalen Süden noch immer seines Wohlstands berauben. Dieser zahlte im Jahr 2023 über das internationale Finanzsystem knapp 29 Millionen Euro pro Stunde an die reichsten 1 Prozent des Globalen Nordens. Allein die reichsten 1 Prozent in 12 EU-Ländern erhielten 84,4 Milliarden Euro aus dem Globalen Süden.

Oxfam: Superreiche in die globale Verantwortung nehmen

Oxfam fordert die Regierungen auf, schnell zu handeln, um Ungleichheiten zu verringern und extremen Reichtum zu beenden:

  • Radikale Reduzierung der Ungleichheiten: Regierungen sollen sich verpflichten, dafür zu sorgen, dass sowohl global als auch auf nationaler Ebene die Einkommen der oberen 10 Prozent nicht höher sind als die der unteren 40 Prozent.
  • Besteuerung der Reichsten, um extremen Reichtum zu beenden
    Die globale Steuerpolitik solle unter eine neue UN-Steuerkonvention fallen. Diese solle sicherstellen, dass die reichsten Menschen und Unternehmen ihren gerechten Anteil zahlen. Steuerparadiese sollen abgeschafft und Erbschaften besteuert werden. So zeigte Oxfams Analyse, dass die Hälfte der Milliardär*innen der Welt in Ländern lebt, in denen es keine Erbschaftssteuer für direkte Nachkommen gibt.
  • Den Transfer des Reichtums vom Süden in den Norden beenden: Schulden sollen gestrichen und die Dominanz reicher Länder und Konzerne über Finanzmärkte und Handelsregeln unterbunden werden. Eine Umstrukturierung der Stimmrechte in der Weltbank, dem IWF und dem UN-Sicherheitsrat solle eine faire Vertretung der Länder des Globalen Südens gewährleisten. Ehemalige Kolonialmächte sollen sich auch dem dauerhaften Schaden stellen, den sie durch ihre Kolonialherrschaft verursacht haben. Sie sollen sich in aller Form entschuldigen und den betroffenen Gemeinschaften Wiedergutmachung leisten.

Wir danken Chiara Putaturo von Oxfam für die Zahlen zu Millionär*innen in der EU.


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(ab)