Einige entwicklungspolitische Programme fördern bereits die Entwicklung sozialer Innovationen, um Herausforderungen in Ländern des Globalen Südens zu begegnen. Auch entwicklungspolitische Nichtregierungsorganisationen (NROs) initiieren soziale Innovationen, integrieren sie in ihre Projekte und setzen immer wieder sozialunternehmerische Akzente bzw. Projekte um. Um mehr benachteiligte Menschen zu erreichen, sollten etwaige Finanzierungslücken geschlossen und noch mehr spezifische Unterstützungsangebote geschaffen werden.   

Herausforderungen bei der Skalierung von Sozialunternehmen

Peter Vandor, Leiter des Social Entrepreneurship Centres an der WU Wien, beschrieb wesentliche Unterschiede zwischen Sozial- und konventionellen Unternehmen:

  • Fehlender Market-Pull: Der Bedarf entspricht nicht immer der kommerziellen Nachfrage
  • Fehlende Wachstumsfinanzierung: Viele Wachstumsgeldgeber*innen (z.B. öffentliche Hand, Philanthropie) haben ein lokales Mandat
  • Sozialunternehmer*innen sind häufig lokal motiviert
  • Fehlendes Wissen und fehlende spezifische Supportangebote zur Skalierung von Sozialunternehmen
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Vertreter*innen vom Österreichischen Roten Kreuz und CONCORDIA Sozialprojekte bestätigten, dass Unterstützungsangebote von und der Zugang zu Kapitalgeber*innen in Ländern des Globalen Südens lückenhaft seien. Ein Vertreter von Impact Hub betonte, dass Finanzierungspfade gemeinsam mit Geldgeber*innen und Sozialunternehmer*innen gezeichnet werden sollten, um etwaigen Finanzierungslücken vorzubeugen. Die Austrian Development Agency fördere derzeit vorwiegend Programme, die die Gründung von Sozialunternehmen im Globalen Süden unterstützen. Die Oesterreichische Entwicklungsbank (OeEB) vergebe erst Kredite ab 10 Mio. Euro. Einen Zwischenschritt biete hier die African-Austrian SME Investment Facility der OeEB, die österreichische Unternehmen in Afrika mit Mezzanin- bzw. Eigenkapital unterstütze. Mit diesem Kapital werde etwa aus Kunststoff recycelte Dachziegel in Kamerun finanziert. Der Westbalkan sei Österreich zum Beispiel im Rahmen des European Fund for Southeast Europe (EFSE), wo OeEB auch investiert ist,  bei der Skalierung von Sozialunternehmen voraus. Weitere Herausforderungen bei der Skalierung von Sozialunternehmen in Ländern des Globalen Südens seien das kulturelle Verständnis und die lokalen politischen Rahmenbedingungen.

Möglichkeiten, Sozialunternehmen zu skalieren  

Sozialunternehmen können skaliert werden durch:

  • Disseminierung: aktiv Informationen und technische Unterstützung als Open-Source zur Verfügung stellen
  • Export
  • Franchising
  • Aufbau organisationaler Strukturen ähnlich zu betriebseigenen Filialen in einem rein kommerziellen Kontext

Ab einer gewissen Unternehmensgröße könne Results-based Financing zur Anwendung kommen: Eine Finanzierungsform, bei der Auftraggebende, die die Mittel bereitstellen, Auftragnehmende, die das Projekt durchführen bzw. eine Dienstleistung erbringen, nach Erreichen eines vorher festgelegten Ergebnisses bezahlen. Es soll die soziale Wirkung in den Vordergrund stellen und einen Mission Drift – also das Abkommen von der ursprünglichen Organisations- oder Unternehmensmission – verhindern.

Ashoka betonte, dass große Sozialunternehmen, wie etwa Fairphone, auch Sektor-Praktiken beeinflussen, da sie etwa neue Standards beim Abbau seltener Erden für die gesamte Branche setzen.

Die WKO Außenwirtschaft Austria unterstütze im Rahmen des achtwöchigen Programms Scaleup Globally österreichische Start-ups dabei, international zu skalieren. Sie bekommen  in Workshops und individuellen Coaching-Sessions die Möglichkeit, ihre Zielmärkte auszuwählen und an ihrem Product Market Fit zu arbeiten. 

Oikocredit wolle in Zukunft neben Mikrokrediten und Beratung auch stärker auf die Herausforderungen auf Gemeinschaftsebene fokussieren, wie etwa in Bezug auf Wohnraum, Bildung, Gesundheit oder öffentliche Infrastruktur. Denn mangelnder Zugang zu Bildung, weil es in der Nähe keine Schule gibt, sei sowohl ein individuelles als auch ein kollektives Problem. Oikocredit sei sich bewusst, dass öffentliche Einrichtungen staatlich finanziert werden sollten. Da dies aber nicht ausreichend passiere, sehen sie Handlungsbedarf von privater Seite. Für viele private Angeleger*innen stehe jedenfalls die soziale vor der finanziellen Rendite im Vordergrund.

(ke)