Die Coronakrise ist eine globale Gesundheitskrise nie dagewesenen Ausmaßes, ihre wirtschaftlichen und sozialen Folgen treffen Entwicklungs- und Schwellenländer besonders hart. Es drohen Rückschritte bei der Erreichung internationaler Entwicklungsziele – so steigt etwa der Anteil der Menschen, die in extremer Armut leben, seit Jahren erstmals wieder.

Vor diesem Hintergrund sprachen die TeilnehmerInnen des Round Tables einer Stabilisierung der Wirtschaft in den Ländern des Globalen Südens höchste Priorität zu. Es gehe darum, durch die rasche Bereitstellung von Liquidität eine langandauernde Rezession sowie eine Finanzkrise, zusätzlich zur bereits bestehenden Wirtschaftskrise, zu verhindern. Kurzfristig sei es wichtig, lokale KMU im Globalen Süden durch Liquiditätsspritzen im Geschäft zu halten (business continuity). Langfristig müsse der Liquiditätsbedarf jedoch wieder von den Kapitalmärkten gedeckt werden und dann gehe es darum, Projekte im Globalen Süden durch geeignete Instrumente bankable zu machen (z.B. durch Eigenkapitalbeteiligung, technische Zusammenarbeit). 

Bei österreichischen Unternehmen verzeichneten die TeilnehmerInnen trotz Coronakrise ein weiterhin bestehendes Interesse an der Umsetzung von Projekten im Globalen Süden. Als resilienter gegenüber den Auswirkungen der Krise stellten sich jene Unternehmen heraus, die bereits über eine starke Vor-Ort-Verankerung verfügen und die Chancen der digitalen Kommunikation zu nutzen wissen. Schwieriger sei es in der aktuellen Situation neue Strukturen aufzubauen oder Innovationen mit neuen PartnerInnen voranzutreiben.

Einig waren sich die TeilnehmerInnen, dass bei der Bekämpfung der Coronakrise nicht auf langfristige Ziele – etwa in den Bereichen Soziales, Gender oder Klima – vergessen werden darf. Die Agenda 2030 und ihre 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung können als Kompass für einen Wiederaufbau der Wirtschaft im Sinne von Building Back Better bzw. einer Green Recovery dienen. Was die Umsetzung der Agenda 2030 angeht, sahen die TeilnehmerInnen positive Entwicklungen etwa auf EU-Ebene oder bei den (multilateralen) Entwicklungsbanken. In Österreich wünschen sich die TeilnehmerInnen auf politischer Ebene ein starkes Commitment zur Agenda 2030. Auch gelte es zu bedenken, dass politischen Entscheidungen in Österreich auch Auswirkungen auf den Globalen Süden haben (Policy Coherence for Sustainable Devleopment, PCSD). Die TeilnehmerInnen drängten auf rasches und entschlossenes Handeln, denn die Zeit werde bereits knapp. „Sonst erwischt uns die Klimakrise so eiskalt wie die Coronakrise“.

(ir)