Sehr geehrter Herr Bundesminister Spindelegger,

 

in Ihrem Gastkommentar „Völlig verfehlt“ (profil 35/2010) versuchen Sie die schwache Leistung der Bundesregierung mit mangelndem Interesse der Österreicherinnen und Österreicher an der Entwicklungszusammenarbeit zu argumentieren (Zitat: „Entwicklungszusammenarbeit genießt vielfach nicht die öffentliche Unterstützung, die sie verdienen würde.“).

 

Nur zweieinhalb Wochen nach Ihrer Aussage wurde der „Special Eurobarometer 352: Europeans, development aid and the Millennium Development Goals“ (September 2010) publiziert, der ein völlig anderes Bild von der Haltung der österreichischen Bürgerinnen und Bürger belegt:

“High importance attached to development: 89% of Europeans attach a high value to development cooperation with 45% finding it very important and 44% fairly important. This is broadly in line with findings from earlier studies although the proportion saying it is very important has increased from 39% in 2009.”

 

Österreich bestätigt den europäischen Durchschnitt: 87% räumen der Entwicklungszusammenarbeit einen sehr wichtigen und ziemlich wichtigen Stellenwert ein. Dass diese Zahlen keine Lippenbekenntnisse sind, beweist auch das persönliche Engagement der Österreicherinnen und Österreicher in Form von Spenden für Humanitäre Hilfe und Entwicklungszusammenarbeit. Sie setzen jedoch nicht nur ihr Geld ein, sondern treten auch für die Einhaltung der zugesagten öffentlichen Leistungen ein, so zum Beispiel in einer Kundgebung am 17.9.2010 anlässlich des MDG-Summits.

 

Sehr geehrter Herr Bundesminister, Sie fordern in Ihrem Beitrag abschließend, die Entwicklungszusammenarbeit nicht schlecht zu reden. Wir möchten uns dem anschließen und Sie ersuchen, die Haltung und das das Engagement der Österreicherinnen und Österreicher nicht herunterzuspielen: für Entwicklungspolitik und deren ausreichende Finanzierung haben Sie in der Bevölkerung jegliche Rückendeckung.

 

Nutzen Sie sie, um

·          die Bereiche Entwicklungspolitik und Humanitäre Hilfe politisch aufzuwerten;

·          das EZA-Budget gesetzlich zu verankern;

·          einen verbindlichen Stufenplan zur Aufstockung der Mittel auf 0,7% des BNE und

·          ein Weißbuch zur Entwicklungspolitik zu erstellen.

 

„Gemeinsam mehr zusammenbringen“: Angesichts dieses Mottos der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit möchten wir auf diesem Wege unsere konstruktive und engagierte Unterstützung für die politische Aufwertung der Entwicklungszusammenarbeit in Österreich anbieten.

 

Mit freundlichen Grüßen,

Petra Navara-Unterluggauer

Geschäftsführerin AG Globale Verantwortung

 

 

Rückfragen: Mag.a Katharina Katzer, Tel. 01/ 522 44 22-15, presse@globaleverantwortung.at